Rezension
Aziza Brahim ist Sahraui, und damit, da das Gebiet der Westsahara vor gut 40 Jahren von Marokko annektiert wurde, heimatlos. Sie wuchs zum Teil auf Kuba auf, heute lebt sie in Spanien. Und sie singt davon, wie es ihrem Volk in den Flüchtlingslagern geht. Auch ihr zweites Album (nach dem 2011er “Mabruk”) enthält vorwiegend Protestsongs. Deutlich leisere diesmal, da überwiegend akustisch instrumentiert, aber dafür um so mehr unter die Haut gehende. Die englischen Übersetzungen ihrer Texte sind auf der Innenseite des Klappcovers abgedruckt, doch auch ohne deren Kenntnis spürt man die Dringlichkeit der Songs. Gitarrist Kalibou Sangare, dessen Virtuosität ebenso groß ist wie sein musikalisches Einfühlungsvermögen, trägt mit seinem subtilen, pointierten Spiel viel zum Gelingen dieses Albums bei – und ist auch in der Lage, Brahims durch ihre geografisch wechselvolle Geschichte bedingte musikalische Einflüsse aufzugreifen (ganz groß etwa sein Flamenco-Intro für “Lagi”). Ein außergewöhnliches Album, in seiner differenzierten Musikalität nicht weniger bemerkenswert als in seiner emotionalen Intensität. (2014)