Rezension

Die Zusammenarbeit des mehrfach Grammy-nominierten norwegischen Kammerorchesters Trondheim Solistene mit dem ebenfalls Auszeichnungen sammelnden 2L-Labels des Produzenten Morten Lindberg resultierte nicht nur im ersten Vinylprojekt des bis dahin auf hochauflösende Digitaltonträger spezialisierten Labels, sondern ist überhaupt eine selten glückliche Verbindung. Denn Lindberg überzeugte das Ensemble von einem Experiment, das er zuvor schon mit glänzenden Ergebnissen mit Chormusik durchgeführt hatte: Er löste die traditionelle Stimmenverteilung (Violinen rechts, Celli links usw.) komplett auf und verteilte die Musiker in einem großen Kreis mit dem Mikrophon in der Mitte, wobei konsequent jeder Musiker neben einem aus einer anderen Stimmgruppe zu sitzen kam. Das liest sich seltsam und sieht auch ungewöhnlich aus, das klangliche Ergebnis aber ist schlicht phänomenal. Es entsteht ein Streicherklang, der von überall zu kommen scheint, gleichzeitig aber verblüffend detailliert jede Stimme hör- und erfahrbar macht. Herrlich dabei auch die Raumakustik der mittelalterlichen Kirche (erbaut um 1150!), in der die Aufnahmen stattfanden! Das ausgewählte Repertoire umfaßt einige der schönsten Werke, die für diese Besetzung existieren: Tschaikowskis wunderbare Streicherserenade op. 48 und Carl Nielsens Suite für Streichorchester (op.1) sind auf dem ersten Teil zu hören, des Ersteren „Souvenir de Florence“, abgerundet von dem tief bewegten Andante lamentoso („An der Bahre eines jungen Künstlers“) Nielsens, auf dem zweiten. Sämtlich in Interpretationen, die man wohl zu den besten der Schallplattengeschichte rechnen darf. Diese beiden LPs zählen in musikalischer wie in klanglicher Beziehung zu den schönsten und intensivsten Hörerlebnissen nicht nur ihres Jahrgangs! (2012)