Daß Depeche Mode nicht zu den Bands gehören, die ihr Pulver am Anfang verschießen, um sich dann mit Redundanz zu begnügen, weiß man allerspätestens seit „Violator“. Man muß bei dieser Band immer mit Hauptwerken rechnen, auch nach bald vier Dekaden Dienstzeit, und „Spirit“ ist eines: Eines der größten Depeche Mode-Alben überhaupt, mit Songs von überwältigender Wucht. Und voller Zorn: So politisch explizit gab sich diese Band niemals zuvor. Entsetzt über Brexit, Donald Trump und die zu erwartenden Konsequenzen, ist „Spirit“ ein Aufruf. Von fehlgeleiteten Führern ist die Rede, von einer apathischen Bevölkerung, die sich gegen nichts mehr zur Wehr setzt, von einer Rückentwicklung zum Höhlenmenschen, von Gewissensbankrott. In den düsteren, gewaltigen Soundkathedralen, einigen der mächtigsten, die diese Band je errichtet hat, treffen einen diese Worte mit der Wucht alttestamentarischer Propheten. Mögen sie ihre Ziele finden! Wenn es je ein Pflichtalbum von dieser Band gab, dann dieses. Und man muß kein langjähriger Fan sein, um das zu unterschreiben. (2017)