Das extremste Buckley-Album entfernte sich noch wesentlich weiter vom ursprünglichen Folk-Pop-Kontext als das auch schon haufenweise Fans verschreckende „Lorca“. Buckley treibt seine Stimme über Grenzen; die Texte sind vielfach mystisch – es geht um den reinen Ausdruck. Von Frank Zappa lieh er sich die Bläser Bunk und Buzz Gardner aus (beide Teil der damaligen Mothers Of Invention-Besetzung), die mit extremer Musik Erfahrung hatten. Was an „Starsailor“ immer noch und immer wieder fasziniert, ist (neben der sagenhaften Symbiose des Sängers mit seinem Gitarristen Lee Underwood) seine Spannweite: Auf das experimentelle „Monterey“ folgt das spielerische „Moulin Rouge“; Buckleys charakteristisch weicher Folk-Gesang steht direkt neben unglaublichen vokalistischen Ausbrüchen. Ein ambitionierteres, visionäreres Werk hat es im Singer/Songwriter-Genre nie gegeben. Ohne Frage ein Jahrhundertalbum. Kommerziell freilich eine Katastrophe: Angeblich mußte der größte Popsänger seiner Ära sich zeitweise als Taxifahrer verdingen. Als er zwei Jahre später wieder ein Studio betrat, war er ein Anderer… (1970/2013)