Rezension

Von den drei Alben, die der Trompeter für Creed Taylors CTI-Label aufnahm, sind das erste („Red Clay“) und das dritte („First Light“) die populäreren, das mittlere aber gilt nicht wenigen Jazz-Aficionados als das beste; manche halten es gar für Hubbards größtes Werk überhaupt. Begründen läßt sich das durchaus: Das Konzept des Vorgängers, avantgardistische und kommerziellere Strömungen des aktuellen Jazzgeschehens einfach mal konsequent zusammenzudenken, ist hier – vor allem im die erste Seite füllenden Titeltrack – noch risikofreudiger umgesetzt. Hubbards erste Töne zeigen schon deutlich, daß dies insbesondere für CTI-Verhältnisse ein sehr außergewöhnliches Album ist, doch auch die freiesten Momente werden immer wieder durch Jack DeJohnettes und Ron Carters funkigen Groove geerdet. Mittendrin legt George Benson ein begnadetes Soul Jazz-Solo hin; vielleicht eines seiner besten auf Platte. Herbie Hancock und Joe Henderson vervollständigen diese Ausnahme-Band, beides Musiker, denen Hubbards Konzept hörbar entgegenkam. Nicht weniger fabelhaft gelingt der „Advanced Soul Jazz“ von „Mr. Clean“; zum Abschluß (und zum Runterkommen) gibt’s große Balladenkunst: Auf „Here’s That Rainy Day“ spielen nur Hubbard und Benson. Und schon für diese fünf Minuten lyrischen Dialoges darf man das Album mit Recht als Pflichtstück einstufen… (1971/2014)