Rezension
Bernd Ruf ist eigentlich Dirigent – gerne bei Crossover-Projekten, etwa mit internationalen Größen wie Jon Lord, Ian Anderson oder Paul McCartney; er arbeitete aber auch mit Jazzern wie Charlie Mariano oder Joe Lovano zusammen. Seine Leidenschaft freilich gilt dem Tango, und wenn es seine Zeit erlaubt, spielte er von 1985 bis 2012 Klarinette bei Tango Five – die Band bestand außer ihm aus drei weiteren deutschen Musikern und seit Ende der 90er einem echten argentinischen Meister, nämlich dem 1941 geborenen Bandoneonspieler Raúl Jaurena. Seit 2007 treten Jaurena und Ruf auch als Duo auf – mit einem sehr intimen, kammermusikalischen Tango-Konzept von höchster Delikatesse. Ideal für den kleinen Rahmen der mittlerweile etablierten Studio-Konzerte der Ludwigsburger Bauer Studios; ideal auch für die Serie der bekanntlich rein analog und nur auf Vinyl produzierten Live-Mitschnitte: Kommt es bei dieser auf ein Minimum reduzierten Besetzung doch auf jede kleinste Nuance der Tongebung an. Tonmeister Philipp Heck fing sie ein – mit einer Lebendigkeit und Direktheit, die auch für das durchweg sehr hohe Niveau dieser Reihe außergewöhnlich ist: Man ist hin- und hergerissen, ob man hier mehr vom Klang oder von der Musik begeistert ist. Der Suchtfaktor ist jedenfalls extrem; und man darf davon ausgegehen, daß man diesem Album auf High End-Veranstaltungen in Zukunft regelmäßig begegnen wird… (2017)