Rezension
Es wird niemanden überraschen, daß ein Meister-Songwriter wie Andrew Bird sich für das Great American Songbook begeistert. Ebensowenig, daß ein Meister-Musiker wie Andrew Bird lange darüber nachdenkt, wie man anno 2024 ein Great American Songbook-Album machen könnte – bei einer solchen Unzahl von Vorläufern. Wobei – wenn man selbst, wie Bird, eben nicht Gitarre oder Klavier spielt, sondern Violine, ist die Antwort gar nicht so schwer. Man gibt dem in Jazz- wie in Pop-Bestzungen (sehen wir mal von der Country-Fiddle ab) immer noch seltenen Instrument einfach eine Hauptrolle – und schon klingen die Klassiker von Ellington und Porter schon mal ganz anders. Zumal keine Bläser vorkommen. Das Stammtrio aus Bassist Alan Hampton und Drummer Ted Poor (der gelegentlich ans Vibraphon wechselt) wird gelegentlich verstärkt durch Pianist Larry Goldings und Gitarrist Jeff Parker, allesamt Meister subtiler Zwischentöne. Die sparsamen Arrangements sind denn auch der Schlüssel zu diesem Album, neben Birds nur scheinbar beiläufigem Gesang, der einigen der größten Jazz Singer der Geschichte viel schuldet. Es gelingt ihm jedenfalls ganz erstaunlich mühelos, Klassikern wie „Caravan“, „I Cover The Waterfront“ oder „Softly, As In A Morning Sunrise“ eine Menge neuer Aspekte abzugewinnen. Am Ende des Albums steht eine über neunminütige instrumentale Eigenkomposition, auf der diese exzellente Band ihr Potential entfalten darf – ein wunderbares nonverbales Schlußwort für dieses exzellente Album! (2024)