Rezension
Audite hat den Kubelik/Mahler-Zyklus kurz unterbrochen (keine Sorge, er wird fortgesetzt!) und zwischendrin einen weiteren Schatz aus den Archiven des Bayerischen Rundfunks zugänglich gemacht: Eine Aufnahme von Schuberts großer C-Dur-Symphonie vom März 1969, gleichfalls unter der Leitung Rafael Kubeliks. Das Werk hat eine – von der Musikwissenschaft erst recht spät erkannte – Schlüsselstellung in der Geschichte inne: Die Referenzen an die Wiener Klassik (Beethoven, doch weniger offensichtlich auch Mozart) sind eindeutig; gleichzeitig griff Schubert schon durch die breite Anlage dieser letzten vollendeten Symphonie der Romantik, ja selbst der Spätromantik voraus. Kubeliks Interpretation ist einmal mehr beeindruckend: Hier leicht, tänzerisch; dort klassisch-nüchtern; dann vorwärtsdrängend, hochdramatisch – doch nie die das Werk charakterisierenden langen Spannungsbögen aus den Augen verlierend! Hoffentlich kommen noch möglichst viele solcher Aufnahmen ans Tageslicht, bevor die Rundfunksender endgültig ihre Archive vernichtet (= digitalisiert) haben…! (2005)