Rezension
Schon während ihrer ersten Karriere als Altistin stellte Nathalie Stutzmann nie ihre Fertigkeiten in den Vordergrund (das überläßt man ja auch den Sopranen), sondern nutzte ihr Talent, um Schwieriges leicht klingen zu lassen, dadurch das Werk selbst sprechen zu lassen. Als Dirigentin (sie begann im Jahre 2008 und stand inzwischen u.a. in Philadelphia, an der Met und in Bayreuth am Pult) macht sie es nicht anders. Es ist natürlich schon sehr mutig, ausgerechnet Dvoraks tausendfach aufgenommene „Neunte“ (die weniger oft gehörte „Amerikanische Suite“ op. 98 hat sie vornean gestellt) als Debüt-Aufnahme zu wählen – an herausragenden Konkurrenzaufnahmen herrscht ja wirklich kein Mangel. Aber es gelingt ihr tatsächlich, und ja, scheinbar wieder mühelos, neues Licht auf den Repertoireklassiker scheinen zu lassen. Da sind bislang unbekannte Klangfarben, ein Federn, ein fühlbares „Atmen“ in der Musik (vielleicht ihrer Erfahrung als Sängerin geschuldet). Es mag lächerlich klingen, aber man hat das Gefühl, daß die Symphonie sich wohlfühlt in Stutzmanns Händen. Es hilft nichts: Dies gehört in den engen Kreis der echten Referenzaufnahmen… (2024)