Rezension
Für Schuberts C-Dur-Symphonie hegte der 1939 in die USA emigrierte Ungar eine lebenslange Leidenschaft. Und so ließ er seine Diskographie auch damit enden und nahm wenige Monate vor seinem Tod das Werk noch einmal auf; bereits 1957 hatte er mit “seinem” Cleveland Orchestra eine Referenzaufnahme für die Ewigkeit vorgelegt. Diese späte Aufnahme ist nicht nur spürbar langsamer, sie ist auch schwerer, weist oft nicht nur auf Schumann (der von dem weit in die Zukunft weisenden Werk massiv beeinflußt wurde) hin, sondern auch auf Brahms. Manch einem mag es des Tiefgangs zuviel sein, doch ist dieses musikalische Testament eines der großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts zutiefst berührend, und bei nur wenigen anderen Aufnahmen wird Schumanns Diktum über die “himmlische Länge” des Werkes nachvollziehbarer. Sicherlich nicht die Aufnahme, die man einem Novizen empfehlen würde, aber ein unbedingt essentieller Baustein in der Schubert-Diskographie. (1972/2023)