Rezension
Vor allem die zweite Symphonie ist ein Hauptwerk der russischen Romantik – buchstäblich identitätsstiftend. Alexander Borodin hatte viele Jahre daran gearbeitet, parallel zu seiner wohl wichtigsten Oper „Fürst Igor“, deren Ouvertüre hier sozusagen die „Zugabe“ darstellt. Für einen „Sonntags-Komponisten“, wie ihr Schöpfer, im Hauptberuf Chemiker, sich selbst bezeichnete, fürwahr keine schlechte Leistung. Und die Einspielung des Russland-Spezialisten (durch seine Arbeit für Diaghilevs Ballet Russe in Paris von 1915-1923) Ernest Ansermet zählt immer noch zu den Referenz-Aufnahmen: Die Dramatik im Kopfsatz ist schlicht überwältigend; das folgende, äußerst lyrische Andante hat wohl niemand anschließend so hinreißend umgesetzt – reine Magie. Es handelt sich dabei um eine der ersten Stereo-Arbeiten der britischen Decca überhaupt: Das Jahr ist 1954, man muß sich das immer wieder bewußt machen (und glaubt es dennoch nicht). Der Klang ist auf diesem 45er Umschnitt berauschender denn je… (1958, rec. 1954/2015)