Rezension
Die Mehrmalsverwendung von Ideen war für Komponisten, die aufgrund ihrer Arbeitsverträge mit Adel oder Kirche zu einem schier übermenschlichen Output gezwungen waren, nichts Ehrenrühriges, man findet sie in Bachs Kantatenwerk ebenso wie bei Haydn. Die drei Symphonien, die Giovanni Antonini für den siebten Teil seines Haydn-Projektes zusammengestellt hat, sind mutmaßlich „wiederverwertete“ Schauspiel-Musiken, wobei es sich hier weniger um Recycling denn um Veredelung handelt, denn natürlich gab sich der Pionier der klassischen Symphonie bei der Ausführung keine Blöße. Wobei Antoninis sagenhafte Gestaltung der Werke zwischen Sturm und Drang-Energie und feinsten Details (die subtilen Pianissimo-Momente begeistern wie immer ganz besonders) das ihrige dazutut. Das ergänzende Werk diesmal muß natürlich auch mit der Theaterbühne zu tun haben; Antonini wählte Mozarts seltenst aufgeführte Bühnenmusik zu Tobias Philipp Freiherr von Geblers Schauspiel „Thamos, König von Ägypten“. Jenes würde nun wohl niemand als essentiellen Baustein des Mozartschen Schaffens bezeichnen – aber natürlich gelingt es Antonini, es trotzdem so klingen zu lassen. – Die Ausstattung des Albums ist luxuriös wie immer! (2019)