Rezension
Eine große Entdeckung ist dieser Mitschnitt aus der Bostoner Symphony Hall vom 17. Januar 1959. Drei Jahre und vier Monate waren seit dem legendären „Concert By The Sea“ vergangen, nichts nach heutigem Empfinden, doch der Jazz war inzwischen neu erfunden worden. Doch niemand käme ernsthaft auf die Idee, Garners Spiel als gestrig zu bezeichnen. Zumal er schon während der Bop-Ära nicht in irgendeine Szene gepaßt hatte, sondern seinen ganz eigenen Weg entwickelt hatte. Sein mächtiges, man möchte sagen orchestrales Akkord-Spiel war ebenso einzigartig wie seine Fähigkeit zu swingen (und sein Mitgrunzen der Melodielinien) – wobei er natürlich auch als Balladier seinen festen Platz in der Jazzgeschichte hat. Bassist Eddie Calhoun war noch da (er blieb bis 1966); den Platz am Schlagzeug hatte inzwischen Kelly Martin übernommen (der bis zu Garners Tod Teil seines Trios bleiben sollte). Drei Musiker mithin, die sich blind verstanden, und diesen Eindruck gewinnt man hier auch, in grandiosen Versionen von etwa „A Foggy Day“, „But Not For Me“, „Lover“ oders Garners eigenen Klassikern „Dreamy“ und „Misty“. Die Klangqualität dieses Archivschatzes ist übrigens schlicht begeisternd! (2021)