Mit seinem Blue Note-Debüt „Liquid Spirit“ mutierte einer der vielversprechendsten Jazz-Sänger der Gegenwart unversehens zum vielleicht unwahrscheinlichsten Pop-Star der Gegenwart. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den Nachfolger – man erwartet mindestens ein Wunder. Porter aber bleibt ganz gelassen, freundlich lächelnd, wie es die Art des sanften Riesen ist. Und mehr denn je knüpft er stilistisch nicht nur bei seinem ersten großen Vorbild Nat „King“ Cole an, sondern auch bei Meistern wie Donny Hathaway oder Bill Withers, die der smoothen Seite des Soul gewaltigen Tiefgang zu verleihen wußten. Porter, als Songwriter nicht weniger talentiert denn als Sänger, knüpft hier vor allem an diese Tradition an, und wenn Sie auf irgendeiner Jazz-Plattform eine gedämpfte Kritik lesen, ist dies der Grund. An der Substanz und Qualität von Porters viertem Album ändert das aber gar nichts. Seine erstaunliche vokale Beweglichkeit demonstriert er hier nur in Ausnahmefällen (etwa in „Fan The Flames“), aber sein wahres Talent liegt darin, mit weichen Balladen Berge zu versetzen. Und es ist immer wieder großartig, ihm dabei zuzuhören… (2016)