Rezension
Ein Paradoxon: Einer der wichtigsten Elektronika-Acts der 90er geht 2010 ins Studio, um innerhalb von 4 Tagen, im One-Take-Verfahren, live und streng analog ihr zehntes Album aufzunehmen. Doch es ist gerade diese selbstauferlegte Straffheit und Reduktion, der „Tank“ seine Brisanz, seine Aktualität verdankt. Wobei die Düsseldorfer enger denn je an die Vorbilder anknüpfen: Neu!, Can, Kraftwerk, manchmal auch Tangerine Dream, um die wichtigsten zu nennen. Stichwort: Motorik. Die ist vor allem dem pulsierenden Zusammenspiel von Bassist Alexander Paulick und Drummer Thomas Klein zu verdanken, der Basis für die mal aus Ambient-Flächen, mal minimalistisch-perkussiv eingesetzten Elektronik von Andreas Reihse und Detlef Weinrich. Erstaunlich, daß das bald 40 Jahre nach den wegweisenden Alben der Krautrock-Väter und 16 Jahre nach dem Kreidler-Debüt immer noch nach Avantgarde klingt – aber „Tank“ läßt keinen Zweifel daran: Die Spannung ist immens, und wiewohl die Zutaten bekannt sind, hat man nie das Gefühl, einer Wiederholung beizuwohnen. (2011)