Rezension
Es ist und bleibt erstaunlich: So populär Tschaikowskys erstes Klavierkonzert ist – seine Werke für Klavier solo bleiben weitgehend Terra incognita. In jüngerer Zeit gab es immerhin einige wichtige Neuaufnahmen des weithin unterschätzten "Jahreszeiten"-Zyklus; nun präsentiert der in New York lebende Russe Daniil Trifonov ein pralles Doppelalbum mit selten gehörter Musik: Den Variations-Zyklus aus den "Sechs Stücken" op. 19; die frühe (und einzige) Klaviersonate Cis-moll; das komplette "Kinderalbum" op. 39 und – als eine Art Kontrast zu jenen vergleichsweise einfachen (aber wunderschönen) 24 Miniaturen, Michail Pletnews hochvirtuose "Dornröschen"-Transkription. Die größte Überraschung dieser Sammlung ist sicher die Sonate; das nach dem Tod Tschaikowskys in seinem Nachlaß gefundene Werk des Studenten (entstanden wohl 1865) galt bislang als recht schwerfällig; unter Trifonovs Händen wirkt es feinsinnig und poetisch. Das größte Hörvergnügen: Das "Kinderalbum", dem Trifonov seinen schlicht-intimen Charakter läßt und es dabei doch mit allen ihm zur Verfügung stehenden Klangfarben illustriert! (2025)