Bob Dylan

Tempest

Label/AN:  Columbia, 88725457601
Format:  2 LP + CD

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Rezension

Es kann einem schwer im Magen liegen, Dylans opus 35. Denn die nicht enden wollenden, extrem-schematischen und zentralen Tracks des Albums, “Early Roman Kings” und der Titelsong (45 Strophen über den Untergang der Titanic) lassen einen anfangs doch zweifeln, ob man wirklich alles genialisch finden muß, nur weil B.O.B. D.Y.L.A.N. es geschrieben hat. Natürlich ist das wie immer alles gewollt, der alte Manipulator hat seinen Spaß mit uns. Und dann sind da ja auch sofort erkennbare Hauptwerke wie “Scarlet Town” und “Tin Angel”, ebenfalls monoton, aber magisch. Liebe und Apokalypse sind die Kernthemen von “Tempest”, und wie sie zusammenhängen. Und es ist, was das Dylansche Spätwerk ja schon seit einiger Zeit prägt, kein Mahnen vor dem drohenden Unheil mehr, sondern ein Konstatieren, ein Nacherzählen einer Katastrophe, die vor langer Zeit stattgefunden hat: Die Welt ist die Titanic, fast schon zu plakativ. Wahrscheinlich muß man das sogar genau so, nämlich zu fröhlicher irischer Schunkelmusik, erzählen, bei einer Songlänge, die die Melodie zum Mantra werden lässt. Und wahrscheinlich muß man mindestens so alt sein wie der Moritatensänger selbst, um dieses Album wirklich zu erfassen. Das übrigens so wunderbar wie überraschend schließt: Mit einer späten, um so rührenderen Würdigung John Lennons. Was wiederum manch einem Dylanologen ziemlich sauer aufstoßen dürfte… (2012)