Rezension
Das Peterson-Trio mit Herb Ellis und Ray Brown auf seinem Zenit und bei einem Beinahe-Heimspiel für den kanadischen Klavier-Giganten: Der Mitschnitt, auf CD erstmals im Jahre 2002 veröffentlicht, stammt von einem 1958er Konzert im Orpheum Theatre, Vancouver. Und einmal mehr ist es vollkommen unerheblich, wie viel Peterson man schon im Plattenregal hat, weil das hier nämlich – bei schier atemberaubend guter Klangqualität – auf absolutem Sternstundenniveau ist! Ganz sacht eröffnet das Trio die Show: „Alone Together“ ist erlesenster Kammer-Jazz, edel schimmernd. Dann wird das Tempo angezogen, „How About You“ ist das „Lift-Off“, bereits in „The Surrey With The Fringe On Top“ befindet sich die Band in der Stratosphäre. „Spektakulär“ ist hier nicht mehr ausreichend, „überirdisch“ trifft’s besser. Wie hier – bei allen drei Beteiligten – mirakulöse Virtuosität und unbestechliche Musikalität zusammengehen, wie die drei trotz des Höllentempos noch blind miteinander kommunizieren, das ist schlicht atemberaubend. Nicht freilich für Peterson, der noch locker die Puste hat, seine aberwitzigen Läufe mitzusingen (was nicht ganz der richtige Ausdruck ist für diese Mischung aus Scatten und Grunzen). Da das All nun erreicht ist, darf man sich mit dem ersten Teil der traumhaften „Music Box Suite“ in einem Zustand sanft schaukelnder Schwerelosigkeit ausruhen (und sich gelegentlich fragen, wie etwas so Schönes eigentlich existieren kann). Wir sind übrigens erst am Anfang der zweiten Seite, nicht einmal bei der Hälfte des Konzerts, aber dieser Text ist ohnedies schon zu lang. Er läuft letztlich auch nur auf zwei einfache Infinitive hinaus: Haben müssen. (2002/2016)