Endlich wieder ein Großwerk dieses außergewöhnlichen Songwriters. Wer angesichts der Tatsache, daß der Songwriter unlängst Brooklyn, seiner Heimat für zwei Dekaden, den Rücken kehrte und sich in den ländlichen Catskill Mountains niederließ, nun Banjos und Akustikgitarren erwartet, sieht sich schnell getäuscht: Tatsächlich ist die Instrumentierung praktisch ausschließlich elektronisch. Mit dem 2010er „The Age Of Adz“ ist „The Ascension“ aber dennoch nicht vergleichbar, der Albumcharakter ist ein gänzlich anderer. Vertrackt-verschrobene Arrangements gibt es hier nicht, die Songs sind hochfragile, zartgesponnene Gebilde, meist in einer Art Schwebezustand; Melancholie, Wehmut und Desillusionierung sind die Grundstimmungen. Dennoch zählen diese Songs zu den schönsten und berührendsten, die Stevens je geschrieben und gesungen hat. Der Titelsong, fast am Ende des Albums, ist der wunderbarste von allen. Gefolgt wird er dann nur noch von einem Abgesang auf Amerika, ein zwölfminütiger, tieftrauriger Abschied von Idealen und Hoffnungen: „I have loved you, I have grieved / I’m ashamed to admit I no longer believe.“ Wenn man ihn als Protestsong liest, dann ist es einer der erschütterndsten überhaupt. (2020)