Rezension
Die Gegenwart der Brasilianerin bei diesem Auftritt im Rahmen der Berliner Jazztage 1964 wurde vom Publikum natürlich begeistert aufgenommen, und mit Recht – doch für Fans des Saxophonisten ist dieser Schatz aus dem Berliner Rundfunkarchiv noch aus einem anderen Grund von allergrößter Bedeutung. Die intensive Zusammenarbeit des Cool Jazz-Veteranen mit dem jungen (hier 23) Vibraphon-Talent Gary Burton Mitte der 60er Jahre ist nämlich viel zu wenig dokumentiert, da Getz‘ Label Verve damals unbedingt weitere Bossa Nova-Alben von ihm wollte. Was da verlorenging, kann man insbesondere in der ersten Hälfte dieses fabelhaften Konzertes hören; das Zusammenspiel der beiden Musiker etwa in „The Shadow Of Your Smile“ ist schlicht wundervoll. Drummer des damaligen Getz-Quartetts war der große Roy Haynes; den Bass spielte eigentlich Steve Swallow – der an diesem Abend aber krankheitsbedingt ausfiel. Als kurzfristiger Ersatz konnte Bill Evans-Bassist Chuck Israels einspringen, ebenfalls ein Meister der subtilen Töne, was dieses Dokument dann tatsächlich einzigartig macht. Und damit keine Mißverständnisse aufkommen: Astrud Gilberto singt (sie kommt in der zweiten Hälfte des Konzertes hinzu) natürlich zauberhaft, das Berliner Publikum lag ihr zu Füßen. – Kevin Grays Mastering-Kunst macht diese fabelhafte Veröffentlichung perfekt. (2024)