Rezension
The Blue Nile! Der Bandname sorgt immer noch für andächtige Seufzer. Die Glasgower Band um Paul Buchanan war ein Ausname-Phänomen, deren Musik ebenso marktfern schien wie ihre sehr gemächliche Veröffentlichungspolitik: In den 23 Jahren ihrer Existenz erschienen ganze vier Alben. Diese aber waren nicht nur Kritiker-Favoriten: Sie hinterließen erstaunliche Abdrücke in den UK-Charts; mit dem letzten, 2004 erschienenen Album "High" knackten sie gar die Top Ten. Ihre idiosynkratische Musik aus Folk-, Synth- und Art-Pop war einzigartig – und ist natürlich perfekt geeignet für den Post-Cool Jazz.Trompeter Colin Steele, der in der Vergangenheit auch schon wunderbare Tribute-Alben zu Joni Mitchell oder den Pearlfishers aufgenommen hat. Diese "Jazz interpretations of the Blue Nile songbook" (Untertitel) zeigen nun ein weiteres Mal, wie sich Steeles Ensemble in einen musikalischen Kosmos einfühlen kann – und dabei doch etwas gänzlich Neues entstehen läßt. Pianist Dave Milligan schrieb auch diesmal die Arrangements, die die singuläre und unübersetzbar scheinende Blue Nile-Musik wie selbstverständlich in den Jazz-Kontext überführen. Ein durch und durch wundervolles Album. Was übrigens auch Buchanan so empfand, der natürlich eine Vorab-Kopie erhielt. (2025)