Rezension
Das Programm des langen Konzertabends im Februar 1971 war durchaus eigenwillig: Laura Nyro, Alice Coltrane, The Rascals, in dieser Reihenfolge. Die zwar fraglos qualitativ hochwertige, aber wenig passende Umgebung hinderte die Harfenistin und Pianistin, deren Meisterwerk „Journey Into Satchidananda“ eine Woche zuvor veröffentlicht worden war, nicht daran, ein äußerst inspiriertes Konzert zu spielen, als zentrale Figur eines spektakulär besetzten Doppelquartetts mit den Saxophonisten Pharoah Sanders und Archie Shepp, Jimmy Garrison und Cecil McBee an den Kontrabässen und Ed Blackwell und Clifford Travis an zwei Drumkits. Impulse!-A&R-Chef Ed Michel ließ das Ereignis professionell aufnehmen, konnte sich die Veröffentlichung betreffend aber nicht gegen die Firmenbosse (das Label gehörte zur ABC-Gruppe) durchsetzen. Das Band wurde eingelagert – und ging verloren; daß es dieses phantastische Album nun doch noch gibt, liegt daran, daß Michel sich eine 1:1-Kopie für sein privates Archiv gezogen hatte. Es ist eine sensationelle Entdeckung, und die trotz der teils sehr freien Improvisationen der beiden radikalen Tenormen im Grunde kontemplative, ja meditative und auf jeden Fall hypnotische Musik zählt zur besten, die von Alice Coltrane existiert. (2024)