So lange hatten die Wegbereiter des Chicago-Post Rock noch nie geschwiegen. Doch das Werk, das nach sieben Jahren auf „Beacons Of Ancestorship“ folgt, zeigt: Diese Band treibt immer noch dieselbe Lust am Experiment wie Mitte der 90er, als ihre ersten beiden Alben der Popmusik mal wieder neue Wege eröffneten. Der Jazz-Anteil scheint diesmal etwas höher zu sein, mit teils deutlichen Bezügen auf die Deep Jazz-Tradition ihrer Heimatstadt, aber natürlich findet noch viel mehr statt; so lustvoll zitierte die Band selten aus der Musikgeschichte. „Hot Coffee“ ist eine Art retrofuturistischer Funk, „Yonder Blue“ (mit Yo La Tengos Georgia Hubley als Gastvokalistin!) ist verspielter 60’s-Pop und klingt ein bisschen wie ein Remix eines verschollenen The Free Design-Songs. Der größte Knaller aber ist’s, wenn Tortoise sich einen klassischen Strophe-Refrain-Strophe-Rocksong zur Brust nehmen (diesmal mit Sänger Todd Rittman von U.S. Maple) – und sich dafür ausgerechnet David Essex‘ „Rock On“ aussuchen. Schon für diesen gloriosen Moment darf man die Rückkehr der einstigen Pioniere feiern! (2016)