Rezension
Es ist heute schwer vorstellbar – aber wirklich wahrgenommen wurde dieser bis heute höchste Gipfel des Country Rock im Jahre 1969 nicht. Ein beschämender Platz 164 der Billboard-Charts spricht Bände. Zwar fanden sich bereits erste Nachahmer für das, was der Visionär Gram Parsons erst mit seiner International Submarine Band, dann mit den Byrds (dessen im Vorjahr erschienenes „Sweetheart Of The Rodeo“ ja großenteils seine Platte gewesen war) erschaffen hatte, doch zur absoluten Blüte kam Parsons‘ Kunst erst mit dieser Band, die auch weit mehr war als eine Truppe von Begleitmusikern – sondern tatsächlich ein Organismus, der es Parsons ermöglichte, seine Idee endlich perfekt umzusetzen. Sneaky Pete Kleinows Spiel auf der Pedal Steel schlägt ungeahnte Brücken zwischen klassischem Country und psychedelischem Rock, Chris Hillman liefert nicht nur kongeniale Beiträge an Gitarren und Mandoline, sondern vor allem auch perfekten Harmoniegesang; außerdem schrieb er (wie Bassist Chris Ethridge) mit dem Bandleader gemeinsam wunderbare Songs, die heute sozusagen das Alte Testament der Gattung bilden. Und Parsons selbst sang wie ein Gott. Am schönsten vielleicht auf den beiden einzigen Coverversionen, beides Perlen aus der Songschmiede von Chips Moman und Dann Penn: „Do Right Woman“ und ganz besonders „Dark End Of The Street“ demonstrieren Parsons tiefes Soul-Verständnis, ohne als Fremdkörper zu wirken. Auch das ein Kunst-Stück. – Der Sound der Intervention-Ausgabe ist einmal mehr phänomenal und degradiert jede Originalpressung zum bloßen Fetisch: Anders wird man das nicht mehr hören wollen. (1969/2017, Pressung aktuell)