Rezension
Es ist nicht so, daß Jonathan Meiburg in den vergangenen sechs Jahren untätig gewesen wäre. Er schrieb ein Buch, und er interpretierte David Bowies komplette Berlin-Trilogie, die aber bislang nur virtuell veröffentlicht wurde (das wäre mal ein schönes Record Store Day-Thema). Spuren hinterlassen hat die Beschäftigung mit diesen düsteren Werken aber definitiv, denn „The Great Awakening“ klingt vollkommen anders als der Vorgänger „Jet Plane And Oxbow“. Sparsam, atmosphärisch – eigentlich wie eine texanische Variante der späten Talk Talk, und tatsächlich ist Meiburg ja durchaus ein ähnlich charismatischer Sänger wie Mark Hollis, einer, der ohne die Stimme zu erheben hypnotisiert. Voller Abgründe ist dieses seltsam vor sich hin mäandernde Album, aber auch voller versteckter Schönheit. Daß Shearwater eines der bestgehüteten musikalischen Geheimnisse sind, daran wird sich auch mit diesem weiteren Meisterwerk kaum etwas ändern. Wer daran teilhaben will, zögere nicht: Es sollen wohl nur 250 Exemplare der Vinylversion nach Deutschland kommen. (2022)