Rezension
Händels Suiten für Klavier (eigentlich natürlich für Cembalo) führen anders als die entsprechenden Werke seine Zeitgenossen Bach ein eigentlich unbegreifliches Schattendasein im Konzertrepertoire, denn es sind Stücke voller Einfallsreichtum, kompositorischer Eleganz und musikalischer Strahlkraft. Johannes Brahms war fasziniert davon, seine „Variationen und Fuge über ein Thema von Händel“ (Op. 24) sind Teil des Händel-Projektes des südkoreanischen Klavier-Stars; er stellt sie neben seine drei Lieblingssuiten HWV 427, 430 und 433. Cho spielt sie selbstverständlich auf einem modernen Flügel, dessen Klangfülle und Dynamik er auch durchaus ausnutzt; das ist hier selbstverständlich ebenso legitim wie bei der Klaviermusik Bachs. Es ist ein durchaus erstaunlicher und mutiger Schritt des Endzwanzigers, der ja vor allem durch seine begeisternden Chopin-Interpretationen bekannt wurde und von dem man nach Debussy, Mozart und Schumann nun sicherlich eher, sagen wir, ein Liszt-Album, vielleicht auch Beethoven oder eben Bach erwartet hätte. Wenn man Cho dabei zuhört, wie er Händels Musik leuchten läßt, wird man ihm aber umgehend Recht geben… (2023)