Rezension
Es gibt nicht gar so viele Musiker und Songwriter, die mit beinahe 60 und nach einer lückenlos sehr starken Diskographie ein Album erschaffen, das man als echten Gipfel des Gesamtwerks bezeichnen muß. Wir haben es hier mit der ganz hohen Americana-Schule zu tun. Der elektrischen Seite; dies ist durch und durch ein Rock’n’Roll-Album, aber direkt unter der rauhen Schale ein denkbar sensibilistisches. So lakonisch McMurtry seine Geschichten erzählt, er weckt stets tiefe Sympathie für seine Protagonisten; man spürt seine Liebe zu ihnen. Er ist ein schonungsloser Beobachter, aber vor allem ein großer Humanist. Er kleidet diese Geschichten hier in zehn seiner besten Songs überhaupt, jeder einzelne ein Meisterwerk, als Album noch besser, denn die Gesamtdramaturgie ist ebenfalls perfekt. Das gilt übrigens auch für die Band um Gitarrist David Grissom: So schlicht und klassisch die Arrangements sind, so nuancenreich klingen sie. Man wird noch nach oftmaligem Hören immer wieder neue Details entdecken. Besser geht es nicht, sollte man meinen, aber das ist nicht McMurtrys erstes Album, bei dem man das dachte. Wer weiß, was uns diese Diskographie noch bescheren mag. (2021)