Vergessen als Segen: Das dürfte sich nicht zuletzt auf Allegra Kriegers eigene Kindheit und Jugend in einer fundamentalistisch katholischen Familie beziehen. Sie brach aus, sobald sie konnte und schlug sich mit allerlei Gelegenheitsjobs durch, von Motelzimmer-Putzen im Death Valley bis Bäumepflanzen in einer Gärtnerei in Georgia. Und sie schrieb Songs. Bemerkenswerte Songs, deren Harmonien hängenbleiben (und denen man bei genauem Hören dann doch die fundierte musikalische Grundausbildung im Kirchenchor anmerkt) und die bei aller vordergründigen Verschlurftheit durchaus anspruchsvoll arrangiert sind. Es steckt viel Humor in ihren Songs, vornehmlich Ironie (bis hin zum trockenen Sarkasmus). Was von Anfang an einnimmt, ist die vollkommen ungekünstelte Art ihres Vortrags; ein wenig slackerhaft, aber auch dies ohne jede Prätention. Solchen Leuten hört man einfach gerne zu. Vor allem, wenn ihnen ein so schönes Stück Indie-Americana gelingt wie dieses Album. (2020)