Rezension
Es spielt tatsächlich keine Rolle, wie viele Einspielungen dieser Sonaten man bereits besitzt: Richter ist immer eine Klasse für sich. Das gilt auch für diese vier Beethoven-Sonaten, mitgeschnitten von der Deutschen Grammophon im Jahre 1965 auf den Festivals in Luzern und Tours – und durchaus zur Veröffentlichung gedacht, es soll sogar Testpressungen geben. Schließlich entschied man sich dagegen – damals aus klanglichen Gründen. Die Unstimmigkeiten wurden nun von den Zauberern in den Berliner Meister Studios bereinigt; das Ergebnis ist ein pianistisches Großereignis. Überflüssig (und uferlos), ins Detail zu gehen: Die Gestaltung, die Artikulation, die Dramaturgie sind einzigartig. Keine Sekunde ohne Spannung, es ist praktisch unmöglich, gedanklich auch nur einen Moment abzuschweifen. Und das ganz ohne modernistische Gimmicks oder extreme Tempi. Begleitet wird diese sagenhafte Beethoven-Sternstunde von einem aktuellen Interview mit Elisabeth Leonskaja (79), die eine intensive Freundschaft mit Richter verbindet, und Informationen über die Geschichte dieser Bänder. Absolutes Must-Have! (2025, rec. 1965)