Damon Albarns kreativer Geist grenzt ja bekanntlich an Hyperaktivität, insofern erstaunt es, daß dies bei genauer Hinsicht tatsächlich erst sein zweites echtes Soloalbum ist. Es entstand unter dem Eindruck einer Island-Reise – daß diese Insel etwas mit den Leuten macht, die sich darauf aufhalten (und sei es nur kurzzeitig), ist ja kein Geheimnis, und Albarn ist keine Ausnahme. Das nach einem Gedicht des frühromantischen Dichters John Clare benannte Album ist über weite Strecken sehr meditativ. Umso intensiver wirken dann allerdings die Momente, da Albarn sich seines Pop-Talents erinnert und mit einem Mal ein großartiger Song seine Schwingen ausbreitet und abhebt. Eine Verwandtschaft zu großen isländischen Epikern wie Sigur Rós besteht übrigens nicht oder kaum; Albarn ist viel zu sehr Stilist. Und dann eben doch, bei allem Experimentierwillen, ein bedeutender Vertreter britischer Poptraditionen. Auf wenigen seiner Alben ist das Zusammenwirken seiner beiden Seelen so faszinierend wie hier. (2021)