Rezension
Gleich zwei Sensationsfunde gelangen dem französischen Schatzsucherlabel hier, beide hängen mit den legendären, von Horst Lippmann und Fitz Rau organisierten „American Folk Blues Festival“-Tourneen zusammen. Der eine: Eine Aufnahme von Sonny Boy Williamson aus dem Stadttheater Bremerhaven vom Oktober 1963. Der andere: Mitschnitte aus dem Pariser Olympia von der ersten AFBF-Tour anno ’62 – aufgetaucht seltsamerweise nicht in Paris, sondern in Stockholm! Man konnte damals Sonny Terry & Brownie McGhee ebenso erleben wie ein Duo aus Memphis Slim und Willie Dixon, außerdem eine gänsehäutige John Lee Hooker-Soloperformance (vier Songs!) und einen Auftritt der phantastischen Sängerin Helen Humes, mit einer erstaunlichen Band aus T-Bone Walker, Dixon, Drummer Armand „Jump“ Jackson und dem kroatischen Jazzpianisten Davor Kajfes!. Das Finale dieses Mitschnittes besteht aus einem Zwei-Song-Medley, bei dem sämtliche Blues-Legenden des Line-Ups gemeinsam auf der Bühne standen. Damit, sollte man meinen, sei der Höhepunkt des Albums erreicht – aber dann kommt auf Seite vier eben jener Bremer Mitschnitt, in dessen ersten vier Songs Sonny Boy Williamson alleine zu erleben ist, nur mit Stimme und Harmonika, unbegleitet. Mir ist kein Studioalbum der Harp-Ikone bekannt, auf dem man Vergleichbares hören kann. Selten kam man der reinen Essenz des Blues auf Schallplatte so nahe, und schon gar nicht in so atemberaubender Klangqualität. Allein für diese vier Tracks ein absolutes Must-have! (2025)