Rezension
Zu Recht gefeiert wurde die unmittelbar vorangegangene Gesamteinspielung des Ravelschen Solo-Klavierwerkes des nun 30jährigen Koreaners: Stupend sein Feinsinn, seine Nuanciertheit etwa in "Le Tombeau de Couperin"! Fein gesponnene Momente gibt es zwar auch in den Konzerten, aber vor allem das G-Dur-Konzert mit seinen Einflüssen aus (baskischer) Folklore und frühem Jazz (und nach Aussage des Komponisten nicht geschrieben, um tiefschürfend zu sein, sondern um zu unterhalten) ist vor allem eines: Ein Klangrausch, insbesondere in den Ecksätzen. Den Cho und die Bostoner unter Andris Nelsons auch mit angemessener Euphorie zelebrieren! Doch im dazwischenliegenden Adagio assai zeigt sich tatsächlich (wieder) Chos wahre Stärke – und die liegt in den leisen Tönen, in den feinsten dynamischen Schattierungen und einer kristallinen Tongebung. Herrlich zu hören vor allem in Verbindung mit den Holzbläsern des Orchesters! Im "Konzert für die linke Hand" herrscht freilich eine ganz andere Stimmung, schon an der Umkehrung der gängigen Satzfolge "schnell-langsam-schnell" erkennbar: Ein vergleichsweise dunkles, oft nachgerade unheimliches Werk. Dessen pianistischer Höhepunkt ist natürlich die Kadenz im Kopfsatz, der Cho hier einen wahrhaft bedrohlichen Charakter verleiht. Im schnellen Mittelsatz baute Ravel dann wieder reichlich Jazz-Einflüsse ein – die Nelsons wunderbar betont, und ja, die Bostoner können swingen! Im abschließenden Lento kann man dann noch einmal Chos bemerkenswert nuancierte Artikulation bewundern, die diese Neuaufnahme zu einem echten Gewinn für die jeweiligen Werk-Diskographien macht! (2025)