Rezension

Daß dieses Album nicht anno ’66 veröffentlicht wurde, sondern erst 1985 (nachdem das Band vom Blue Note-Archivverwalter Michael Cuscuna im Vorjahr entdeckt worden war), kann in diesem Falle vielleicht sogar einigermaßen schlüssig begründet werden, ausnahmsweise nicht nur mit dem üblichen Argument, daß die Vielzahl der produzierten Sessions die Kapazität des Labels überstieg. Natürlich sind es keine qualitativen Gründe, wohl aber eventuell stilistische: Denn anstelle des angesagten Soul Jazz spielte das Quintett aus Morgan, Hank Mobley, Pianist Cedar Walton, Paul Chambers am Bass und Drummer Billy Higgins hier noch einmal klassischen Bop, gelegentlich mit leichtem Latin-Touch. Mit so vielen Jahren Abstand freilich spielt diese Überlegung längst keine Rolle mehr, und wer das Album hört, wird schnell feststellen, daß es den besten Morgan-Arbeiten der Ära in nichts nachsteht. Das Ensemblespiel ist sogar auffällig großartig, der Flow entsteht von selbst, und vor allem Mobleys schon fast sinnliches Spiel begeistert. – Die Tone Poet-Edition dürfte auch die japanische Pressung aus den 80ern übertreffen, übrigens nicht nur klanglich, sondern auch durch das neu gestaltete Artwork! (2021)