Rezension
Pop war hiernach nicht mehr dasselbe. Die Kostüme, die theatralische Bühnenshow, die faszinierende Mischung aus Androgynität und Science Fiction bei drohender Apokalypse, die in ihrer mitreißenden Dramaturgie überwältigenden Songs: Das alles hatte es vorher nicht gegeben. Natürlich war „Ziggy Stardust“ nicht vom Himmel gefallen, die Zutaten waren alle schon da, und Rivale Marc Bolan (der sich ebenfalls von Tony Visconti produzieren ließ) hatte dem Glam Rock mit seinem „Electric Warrior“ bereits im Vorjahr zum Durchbruch verholfen. Doch wo jener vor allem die Diskotheken im Auge hatte, grub sich Bowie in die Gehirne seines Publikums ein. „Ziggy Stardust“ war mehr als ein Partyspaß, mehr auch als eine bewundernswerte Abfolge von Hitsongs („Five Years“, „Soul Love“, „Moonage Daydream“ usw.): Das war ein Gesamtkunstwerk, und für viele damalige Hörer eine Lebensanschauung. Bis heute das quintessentielle Bowie-Album. Ikonisch. – Für die 50th Anniversary-Ausgabe wurde noch einmal neu im Halfspeed-Verfahren gemastert (John Webber, AIR Studios). (1972/2022)