Rezension
Falls Sie sich wundern: Der von den Bands von Horace Silver, Cedar Walton und Miles Davis bekannte Saxophonist Bob Berg war natürlich nicht persönlich im Trochtelfinger Studio; er starb bekanntlich durch einen tragischen Verkehrsunfall im Jahre 2002. Einige Jahre zuvor hatte er auf einer LP des in den USA lebenden Ehepaars Monika Herzog (Klavier) / Peter Kienle (Gitarre) bzw. deren Band BeebleBrox gespielt (die 1988 gegründete Fusion-Formation war durchaus nicht unbekannt und trat etwa im Vorprogramm von Santana, Tower Of Power, Sting oder Yes auf!). Bergs Spiel auf jenen drei Nummern war zwar gewohnt exzellent, aber Herzog und Kienle waren mit der Band-Leistung im Vergleich dazu nie so recht glücklich gewesen. Der Vorschlag eines Freundes in Deutschland (ein glühender Berg-Fan, der außerdem den Kontakt zum jungen Analoglabel flavoredtune herstellte), die damaligen Tracks um Bergs Saxophonspuren herum einfach noch einmal aufzunehmen, fiel daher auf fruchtbaren Boden. Und für dieses außergewöhnliche Projekt machte Michael Fetscher natürlich auch eine Ausnahme vom „No Overdubs“-Prinzip. Wobei Bergs Saxophon zwar vom Band kam, ansonsten aber an der Live-im-Studio-Methode festgehalten wurde. Die drei Stücke mit Berg sind auf Seite eins zu finden; rückseitig spielt das aus den USA angereiste Quartett (Bass: Quinn Sternberg; Schlagzeug: Josh Roberts) je einen Track mit hiesigen Saxophonisten – ebenfalls alles andere als No-Names: Sandi Kuhn, Lutz Häfner und Peter Lehel! Schon ein ziemlicher Coup für ein gerade erst gegründetes Liebhaber-Label. (2017)