Rezension
Für Glenn Gould war sie die unterschätzteste Violinistin seiner Zeit, und die raren Originalpressungen ihrer wenigen offiziellen Schallplatten kann man sich inzwischen buchstäblich mit Gold aufwiegen lassen. TLR ist es gelungen, die schmale Diskographie mit einem wunderbaren Album zu erweitern, das Aufnahmen aus mehreren Jahren und Quellen enthält. Der Kammermusikerin Martzy begegnen wir im Berlin des Jahres 1955, wo sie, begleitet am Klavier von Jean Antonietti, Händels Sonate HMV370 und die Mozart-Sonate KV464 in der Jesus-Christus-Kirche aufnahm. Welch großartige Mozart-Interpretin sie war, erlebt man dann auch anhand eines Mitschnitts von dessen drittem Violinkonzert aus dem Concertgebouw zu Amsterdam vom 25.11.1961, die niederländische Radio-Philharmonie wird von Willem von Otterloo geleitet. Das letzte Juwel, noch einmal vier Jahre später aufgezeichnet: Die mit Pianist Paul Decker im Hilversumer VARA-Studio aufgenommene zweite Ravel-Sonate; sie führt in eine ganz andere musikalische Welt – ist aber natürlich ebenso wertvoll wie das Vorangegangene. Für Violin-Aficionados ist dies Album ein kaum faßbarer Schatz… Die Erstauflage ist auf 2000 handnumerierte Exemplare limitiert. (2023)