Rezension

Natürlich kann man Prokofiev so spielen, daß das verbreitete Vorurteil der Sprödigkeit bestätigt wird (seine Musik wurde u.a. auch als „kubistisch“ bezeichnet. Man kann ihn aber auch so gestalten, wie das legendäre Duo aus Janos Starker und György Sebök es im Oktober 1963 bei einem Auftritt im Berliner Rundfunk anhand der C-Dur-Sonate Op. 119 vorführt: Die durchaus reichlich vorhandenen Melodien betonend und nicht weniger emotional als, sagen wir Schumann. Man staunt, wie das Werk sich unter ihren Händen geradezu zu öffnen scheint! Und der erwartete Bruch zum zweiten Teil des Programms, bestehend aus zwei kurzen Stücken des spanischen Repertoires (Granados und de Falla) – der bleibt aus, das paßt ganz wunderbar zusammen. Daß Janos Starker Bach spielen kann, ist nun wirklich keine neue Erkenntnis. Die drei Sonaten für Viola da Gamba spielte er ebenso wie die Solo-Suiten für Mercury ein, wie hier in Partnerschaft mit Sebök – allerdings erst einige Jahre nach der hier zu hörenden Aufnahme der ersten Sonate BWV 1027. Ist es Einbildung – oder klingt diese frühere voller, intensiver? Eine bedeutende Entdeckung ist dieses im Berliner Rundfunkarchiv gefundene Band (mono, aber ungeheuer präsent und dynamisch) in jedem Fall! (2025)