Rezension
Wenn sie zu spielen begann, vergaß man die Erscheinung (mit nur 1,52 Körpergröße wirkte sie winzig hinter einem großen Konzertflügel) der 1923 geborenen Katalanin sofort. Die allgemein als bedeutendste Pianistin Spaniens angesehene Alicia de Larrocha hatte es sich zur Mission gemacht, das musikalische Erbe ihres Landes international bekannt zu machen – daher behält man sie vor allem für ihre Referenzeinspielungen der Werke von Soler über Granados und Albéniz bis Mompou in Erinnerung; es sollte allerdings nicht vergessen werden, daß es auch exzellente Zeugnisse des allgemeinen klassisch-romantischen Repertoires von ihr gibt (u.a. galt sie als hervorragende Chopin-Interpretin). Ihre beiden Auftritte im Berliner Rundfunk (mitgeschnitten im für seine durch verschiebbare Panele einstellbare Akustik legendären Sendesaal 3 des heutigen RBB) vom 22. April 1968 und 12. März 1970 allerdings sind ganz der spanischen Klaviermusik gewidmet, und einmal mehr kann man nur staunen über die hypnotische Kraft, die sie etwa in Enrico Granados' "Goyescas" zu legen wußte. Labelchef Frédéric D'Oria-Nicolas (selbst Pianist) ist zu Recht besonders stolz auf die Hebung dieses Schatzes – auch wenn sie sicherlich im Schatten seiner gleichzeitig erscheinenden Miles Davis-Veröffentlichungen steht… (2025, rec. 1968 & 1970)