Samson François

The Unreleased Swiss Recordings

Label/AN:  The Lost Recordings, TLR2403052V
Format:  2 LP 180g

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Rezension

Samson François (geboren 1924 in Frankfurt als Kind französischer Diplomaten, sein erster bedeutender Lehrer war nach dem Umzug nach Rom Pietro Mascagni, der dann mit dem sechsjährigen Samson ein Mozart-Konzert aufführte) zählt zu den ganz großen Klavier-Charakteren des 20. Jahrhunderts. Man könnte ihn vielleicht als eine Art romantischen Glenn Gould beschreiben: Ein enfant terrible, das sich nicht an Konventionen hielt, allerdings (wiewohl nach eigenem Bekunden stark vom Jazz beeinflußt, François bewunderte Bud Powell) weniger analytisch, sondern sich große Freiheiten in bezug auf Tempi und Dynamik nehmend – sein Interesse galt daher auch nicht Bach, sondern dem romantischen Repertoire, Schumann und Liszt vor allem, auch den Impressionisten. Die hier zu hörenden Aufnahmen stammen aus einer Privatsammlung, es sind Mitschnitte von Auftritten François‘ in der Schweiz, die frühesten stammen von 1949, die spätesten (wahrscheinlich, da sich in einem Fall kein Datum recherchieren ließ) von 1962. Das Album beginnt mit Schumanns „Papillons“, und selten konnte man die Schmetterlinge derart leibhaftig erleben. François‘ Interpretation als „fesselnd“ zu beschreiben, wäre eine sträfliche Untertreibung. Gleiches gilt uneingeschränkt für den Rest des Programms, bestehend aus zwei von Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ (berückend!) und etlichen Stücken von Chopin und Liszt, darunter auch eine überwältigende Aufnahme von dessen erstem Klavierkonzert mit dem Orchestre de la Suisse Romande unter Edmond Appia. Eine kaum mit Gold aufzuwiegende Entdeckung… Wenn Ihnen der Name dieser Klavierlegende kaum vertraut war: Es liegt nicht an Ihnen. Wiewohl François‘ Schallplattenaufnahmen für die französische Columbia großenteils auch in England und den USA, sogar in Japan erschienen, gibt es kaum (oder keine?) Ausgaben der deutschen EMI, entsprechend blieb der bereits 1970 als Opfer seines exzessiven Lebenstils Verstorbene in unserem Sprachraum stets ein Geheimtip. Wer ihm mit diesem Album erstmals begegnet, dürfte allerdings bald den Gebrauchtmarkt des Nachbarlandes nach seinen Alben filzen…  (2024)

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