Yuja Wang

The Vienna Recital

Label/AN:  Deutsche Grammophon, 4865740
Format:  2 LP 180g

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Rezension

Zwei große Sonaten, umgeben von jeder Menge Überraschungen: Yuja Wangs Auftritte sind schon aufgrund der so seit Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr üblichen Programmgestaltung ein Hörabenteuer, umso mehr, als daß Wangs Auswahl dabei stets weit über das übliche klassisch-romantische Repertoire hinausgeht. Die Hauptwerke sind diesmal Scriabins Fis-Moll-Sonate (was sie mit der Musik des russischen Mystikers anstellen kann, erfuhr man bereits auf dem letztjährigen „Berlin Recital) und Beethovens „Die Jagd“-Sonate aus Opus 31, die sie in Sachen Dynamik und Tempi mit viel eigenem Willen, doch höchst schlüssig gestaltet: Da freut man sich jetzt schon auf mehr, und ein Album allein mit diesen beiden „Hauptwerken“ wäre bereits rundum empfehlenswert. Doch nun geht das Abenteuer erst los: Da sind zwei Exzerpte aus Isaac Albéniz „Iberia“, die Wangs Einfühlungsvermögen in sehr spezifische musikalische Kulturen belegen. Da sind zwei der hier kaum bekannten „Jazz Preludes“ des ukrainischen Komponisten Nikolai Kapustin. Zwei Etüden von György Ligeti, eine von Philip Glass – und gerade bei dieser Musik spürt man Wangs persönliche Begeisterung ganz besonders, sie liebt die Moderne und möchte diese Liebe mit dem Publikum teilen. Leider wurde der Zugabenblock (ganze zehn gab sie!) stark gekürzt, es hätte einer dritten LP bedurft. Doch die drei für dieses Doppelalbum ausgewählten Werke stehen noch einmal exemplarisch für diesen kontrastreichen Klavierabend: Ein eigentlich für Orchester komponierter Tanz des mexikanischen Zeitgenossen Arturo Marquez, ein berückend schönes Brahms-Intermezzo, schließlich als meditativer Ausklang Glucks „Melodie dell’Orfeo“. Viel sehr unterschiedliche Musik für einen Abend; mancher möchte vielleicht sagen: zu viel. Doch Wang möchte ja gerade die Vielseitigkeit, den ungeheuren Reichtum klassischer Musik in ihren Recitals abbilden. Wer sich überfordert sieht, muß das Album ja nicht am Stück hören: Lohnend ist jeder Teil davon. (2024)

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