Rezension
Mit Isotope 217, dem Chicago Underground Trio bzw. Quartet und natürlich Tortoise (ab „TNT“) war der Gitarrist eine der wichtigsten Figuren der Chicagoer Post Rock-Szene. War Parker seit jeher kaum eindeutig einem „Lager“ zuzuordnen, so ist sein aktuelles Quartett mit Saxophonist Josh Johnson, Bassistin Anna Butterss und Drummer Jay Bellrose schon recht eindeutig der Jazz-Avantgarde zuzurechnen. Nach dem fabelhaften (und mit Kritikerhymnen überschütteten) 2022er „Mondays At The Enfield Tennis Academy“) ist dies das nächste Großwerk des Ensembles. Man braucht es schon für das erste (und längste) der vier jeweils seitenfüllenden Stücke: Butterss legt auf „Freakadelic“ (eine frühere Version davon kann man auf dem 2012er Album „Bright Light In Winter“ hören) einen ganz einfachen, geradezu tribalistischen Bass-Groove vor, der sich mehrere Minuten lang nicht verändert, die Wirkung ist mehr als hypnotisch. Wie diese Band gleichermaßen dicht zusammen und dabei nie eine Note zuviel spielt, begeistert stets aufs Neue. Die Jazztradition ist dabei durchaus zugegen, man spürt, wie gut vertraut Parker mit alten Meistern von Tal Farlow bis Grant Green ist, und seinen langjährigen Partner Johnson hat man ob seines lyrischen Tons schon des Öfteren mit Art Pepper verglichen. Post Bop und Free Jazz sind Bestandteile dieser Musik, die aber noch viel mehr Elemente der Musikgeschichte aufgreift und dabei doch stets nach vorne blickt. Eines der wirklich wichtigen Jazzalben seines Jahrgangs, die Vinylversion besticht zudem durch ihr wertiges Erscheinungsbild im schweren Klappcover. (2024)