Rezension

Fast jedes Wilco-Album klingt wie die Quintessenz aller bisherigen (wenn nicht der Rockmusik überhaupt); und jedes Wilco-Album scheint noch größer und besser und innovativer und genialischer zu sein als sein Vorgänger: Man hat längst aufgehört, sich zu wundern. „The Whole Love“ hing anno 2011 die Latte wieder höher. Ernsthaft beschreibbar war Wilco-Musik da schon lange nicht mehr, ihre Vielschichtigkeit spottet jedem Versuch. Man kann sich beliebig große Namen aus der Rockgeschichte aussuchen – sagen wir: Beatles, Elvis Costello, Peter Gabriel – man wird für jeden belegbare Verweise finden. Einfach, weil diese Musik aus allem, was vor ihr war, gewachsen zu sein scheint. Und Jeff Tweedy und Konsorten gelang es dabei obendrein mal wieder, ein Album zu schaffen, das ganz wunderbar rockt – nichts daran ist verkopft. Vielleicht hat das damit zu tun, daß die Band ihre Herkunft aus der amerikanischen Roots-Musik nie vergessen hat: Wilco können ein Kaleidoskop aus Ideen in einen einzigen Song packen, sie klingen dabei stets organisch – und entspannt. Was im Umkehrschluß dann auch gilt: Wenn „The Whole Love“ nämlich ganz locker und countryesk ausklingt, bleibt die Musik stets interessant – irgendein spannendes Detail findet sich immer. Bessere Rockmusik ist nur schwer vorstellbar… – In dieser erweiterten Form erschien das Grammy-prämierte Werk erstmals zum Record Store Day 2024. Auf den Seiten 4-6 sind nicht nur alle Non Album-Tracks der begleitenden Single- und EP-Veröffentlichungen enthalten, sondern auch einige ausgewählte Live-in-Studio-Aufnahmen aus dem Wilco-Loft, Alternativmixe und Demos. Auch hier gilt: Kein Ton ist überflüssig. Mastering: Bob Ludwig, Vinylschnitt von Chris Bellman! (2011/2025)