Rezension
Das Debüt war ein Folk Rock-Meisterwerk und zeigte Springsteen bereits als überragenden Songwriter, doch das nur neun Monate später veröffentlichte Zweitwerk ist sehr viel mehr. Mit Keyboarder David Sancious (der tatsächlich in der E Street wohnte) gelang etwas, was damals schon jede lapidar-routinierte Behauptung vom „neuen Dylan“ (mehr fiel den Kritikern meistens nicht ein, aber immerhin wurde Springsteen allmählich wahrgenommen) Lügen strafte: Ein faszinierendes Amalgam aus Folk, Rock, Jazz und Soul, das weit mehr gemein hatte mit Van Morrisons stellaren „Astral Weeks“-Album als mit irgendeinem Werk des Meisters aus Duluth, Minnesota. Zudem war Bruce im Gegensatz zu His Bobness stets ein bekennender Romantiker, was man seinen Songs auch hier jederzeit anhört. Der große Durchbruch stand immer noch bevor, doch nicht wenige nennen dies als Springsteens bestes Album, und Gegenargumente sind schwer zu finden: Kraftvolle Songs kamen noch viele, aber musikalisch spannender als hier wurde es nicht mehr. Ein Meisterwerk, das die One-Step-Adelung unbedingt verdient hat. (1973/2024)