Rezension
An zwei Dinge erinnert dieses Album des Blues-Veteranen, Jahrgang 1946. Zum einen daran, wie eng Blues, Jazz und Folk miteinander verwandt sind. Zum zweiten, daß der Blues einst ein Medium war, mit dem Geschichten erzählt wurden. In diesem Sinne ist MacLeod, dessen Songs zwar auch von einigen der Größten gecovert wurden, der aber selbst ausschließlich eigenes Material spielt, ein Singer/Songwriter im klassischen Sinne ebenso wie ein Bluesmusiker. Auf diesem Album, dem ersten für Reference und tatsächlich die erste Blues-Aufnahme des Tonmeister-Genies Keith O. Johnson, zeigt sich sein heute seltenes Verständnis dieser uramerikanischen Musik in Reinform: Mit Bassist Denny Croy und Drummer Jimi Bott wurden diese 13 Songs live im Studio eingespielt; die MacLeod eigene Spontaneität (auch im Textvortrag) wurde selten so authentisch abgebildet. Sehr sparsam, sehr akzentuiert ist sein Spiel, dem man seine fabelhafte Technik zwar anmerkt, mit der MacLeod aber niemals hausieren geht. (Für Gitarristen: MacLeod verwendet gerne seltene Stimmungen, die jeweils ganz eigene Färbungen erzeugen.) Und der Gesang des Endsechzigers ist ausdrucksstärker denn je. Wenn Musikwissen, Spieltechnik, unfehlbare Musikalität und über ein halbes Jahrhundert Erfahrung in einer Person so zusammenkommen wie hier, kann wohl nur etwas Großes dabei herauskommen… Blues-Alben von solcher Intensität erscheinen heutzutage jedenfalls nur sehr selten. (Über den Klang müssen wir uns hier wohl nicht äußern, oder?) (2013)