Rezension
Was an dieser LP – und allen anderen späten Aufnahmen des im Rahmen des Folk-Blues-Revival wiederentdeckten Meisters – immer wieder verblüfft, ist die unglaubliche Jugendlichkeit und Sanftheit dieser Stimme. Hurt war Jahrgang 1893; er starb 1966, im Jahr dieser Aufnahme (immerhin drei Jahre hatte er seinen späten Ruhm und die grenzenlose Bewunderung eines jungen Publikums noch genießen können). Hört man ihm zu, schätzt man ihn höchstens auf 40, oft auch deutlich jünger. Und dieses Gitarrenspiel: Stilistisch so ziemlich das Gegenteil eines Son House; bei John Hurt klingt nichts aggressiv, sein Picking fließt quecksilbrig aus ihm heraus und ist von gleichermaßen stupender wie unauffälliger Virtuosität. Eleganter klang ein Chet Atkins auch nicht, und das hier zu erfahrende „laid back feeling“ stand Pate für alle von J.J. Cale bis Mark Knopfler. Ein ganz großes Dokument eines der wunderbarsten Sänger Amerikas, absolut essentiell. – HQ-Neuausgabe; schon das Vanguard-Original klingt sensationell gut. (1966/2025)