Die Abstände zwischen den Alben werden mit zunehmendem Alter auch beim letzten großen Protestsänger größer – und seine Songs inhaltlich wie musikalisch immer subtiler. Für den Nachfolger von „Mr. Love & Justice“ (2008) begab der Brite sich über den Ozean – zu Joe Henry, mit dem ihn eine große Liebe zu urspünglicher Americana verbindet. Der hier auch gekonnt Tribut gezollt wird, mit einer handverlesenen Band aus u.a. Patrick Warren (aus k.d. langs Band, Orgel und Autoharp) und dem großen Greg Leisz (Pedal- und Lap Steel, Dobro und Mandoline). Musiker, die Braggs aktuellen Songs einen sehr passenden Rahmen verleihen – und daß jene deutlich romantischer, introvertierter und nachdenklicher, auch persönlicher sind als zu Beginn seiner Karriere, kann man schon an Songtiteln wie „Chasing Rainbows“ oder „Your Name On My Tongue“ ablesen. Was aber keineswegs heißt, daß der Endfünfziger seinen Biss verloren hat – man muß ihm nur etwas genauer zuhören. Was man angesichts solcher Songs und ihrer Umsetzung ausgesprochen gerne tut. (2013)