Rezension
Eine der merkwürdigsten Figuren der Folk-Welt. Man kann ihre Musik mit Recht noch der psychedelischen Ära zuordnen; Verwandtschaft zu den Schraten der Incredible String Band besteht sicherlich. Ebenso richtig aber ist es, Carter als eine der Schlüsselfiguren des Revivals mittelalterlicher Musik zu bezeichnen – zwar hat sich die Originalpressung kaum in nennenswerten Stückzahlen verkauft, doch kann man sich vorstellen, daß es, auf die richtigen Ohren getroffen, einiges angestoßen hat. Carter sammelte Saiteninstrumente, insbesondere historische – Hackbretter, Zithern, Drehleihern, und sie konnte sie alle spielen. Zudem forschte sie intensiv nach den Wurzeln der Folk Music, grub alte schottische, irische, französische und jüdische Melodien aus. Um Authentizität freilich ging es ihr dabei nicht: Sie wollte nicht rekonstruieren, sondern aus den alten Bausteinen Neues schaffen. Die Diskographie indes blieb schmal; als essentiell gelten die beiden Solo-Alben aus den Mittsiebzigern, von denen dieses das erste und „traditionalistischere“ ist. Limitierte Neuausgabe, dem reproduzierte Original-Artwork wurde noch ein Einleger mit ausführlichen neuen Linernotes beigefügt. (1976/2024)