Als der Free Jazz-Pionier 1977 erstmals mit dem Hard Bop-Klavierveteran ein Duett-Album eingespielt hatte („Goin‘ Home“), waren Hörer und Kritiker erst verblüfft, dann begeistert ob der unerwarteten Blues- und Gospel-Sensibiltät der beiden Musiker. 1980 nahmen sie eine Fortsetzung auf: Zehn weitere Standards aus der Urgeschichte des Blues und Jazz. Bessie Smiths „Backwater Blues“, W.C. Handys „Careless Love“, Earl Hines‘ „Blues In Thirds“, Traditionals wie „See See Rider“ und „St. James Infirmary“. Und man staunte einmal mehr über die gestalterische Subtilität im Spiel eines Mannes, der doch vor allem für seine furiosen Ausbrüche auf dem Saxophon bekannt war. Wie Erzählungen wirken Shepps Soli, für die Parlan am Piano kongenialisch den Boden bereitet. Am Tag nach dieser Session nahm Shepp dann mit Niels-Henning Ørsted Pedersen die kaum weniger wundervolle Charlie Parker-Hommage „Looking At Bird“ auf… – Die endlich nachgepreßte Steeple Chase-LP ist auch in klanglicher Hinsicht ein echtes Glanzlicht: Der Saxophonton hat höchstes Suchtpotential! (1980, Pressung aktuell)