Rezension
Das zweite Big Thief-Album in diesem Jahr wurde nicht ein halbes Jahr, sondern nur wenige Tage nach „U.F.O.F.“ aufgenommen. Allerdings in denkbar kontrastierender Umgebung, nämlich nicht in den Wäldern von Washington, sondern in der Texanischen Wüste. Man meint das in der Klangästhetik wiederzuerkennen, in der trockenen Direktheit dieser mit ganz wenig Overdubs produzierten Songs. Man könnte das auch auf die einfache Formel brechen, daß in „Two Hands“ der Roots Rock-Anteil einfach höher ist. Aber damit wäre doch allzu wenig ausgesagt. Denn wer hinter den staubigen und ja, fraglos kraftvolleren Bandsound blickt, wird dieselbe Intensität und Sorgfalt finden, die schon den Vorgänger prägte. Jeder verzerrte Gitarrenakkord, jeder Drumbeat ist exakt abgewogen und dürfte nicht anders proportioniert sein. Und dann ist da natürlich der Gesang von Adrianne Lenker, der auch in dieser Umgebung direkt die Seele berührt. Vielleicht ist diese kleine Band aus Brooklyn derzeit die beste der Welt. Immerhin stellt sie gleich zwei Kandidaten für das Album des Jahres. (2019)