Rezension

Kaum ein Jahr, nachdem Winter sich mit seinem Debüt einen festen Platz nicht nur innerhalb der sogenannten „American Primitive“-Szene, sondern überhaupt unter den Meister-Gitarristen der Gegenwart gesichert hat, folgt das zweite Album – auf dem der Musiker seine Fühler gleich in mehrere Richtungen weiter ausstreckt. Das die ganze erste Seite ausfüllende „Either I Would become Ash“ ist zunächst eine konsequente Weiterentwicklung des Debüts, eine über 22minütige Akustik-Meditation, hypnotisch und großartig. Umseitig greift Winter dann erstmals zur Elektrischen, mit kaum weniger faszinierendem Ergebnis – auf „Maroon“ gar in einem Band-Kontext mit zweiter Gitarre, wundervoller Pedal Steel (Sam Wagster vom Mute Duo!) und sanft federndem Schlagzeug. Spielt er hier noch unverzerrt und ohne Effekte, so zeigt er auf dem live aufgenommenen „Dark Light“, daß er sich der Möglichkeiten des elektrischen Instruments durchaus zu bedienen weiß (doch auch hier spielt der leere Raum zwischen den Noten eine tragende Rolle). Man hat nach diesem Album das Gefühl, daß man bislang womöglich noch nichts gehört hat – und man von diesem Musiker, hier ja immer noch erst 22, noch das eine oder andere Wunder kredenzt bekommen wird… (2020/2021)